Allein sein ohne einsam zu sein – der Weg dahin

Allein sein ohne einsam zu sein (Blogbild Homepage)

Menschen, die allein leben – keinen Partner und keine Familie haben, mit denen sie ein Zuhause teilen, lösen fast automatisch Mitleid in uns aus. Gibt es auch sonst nur wenige Menschen in ihrem Leben, stellt das für viele die schlimmste Art von Lebensform dar: ein Leben in Einsamkeit. Doch Vorsicht: Es gibt einen großen Unterschied, ob jemand allein oder einsam ist. Die Einsamkeit wählt fast niemand freiwillig, für das Alleinsein hingegen entscheiden sich immer mehr Menschen ganz bewusst.

Alleinsein ist gesund für Körper und Seele

Oftmals geht dem Alleinsein ein bestimmter Auslöser voraus. Das kann der Verlust oder die Trennung von einem Menschen sein, mit dem Sie Ihr Leben bisher geteilt haben. In diesem Fall wurden Sie gezwungen, allein zu sein. Es kann aber auch sein, dass Sie sich bewusst dazu entschieden haben, allein zu sein. Gerade in der heutigen Zeit haben immer mehr Menschen das Bedürfnis, ihr Leben zu entschleunigen. Damit das gelingt, ist es oftmals nötig, mehr Zeit mit sich selbst zu verbringen. Fakt ist, das Alleinsein ist kein Zustand, dem Sie sich fügen, sondern Sie müssen wirklich Gefallen daran finden. Das funktioniert nicht von heute auf morgen, sondern ist ein Prozess. Sowohl Fortschritte als auch Rückschläge sind vollkommen normal.

Doch warum sollten Sie sich freiwillig dafür entscheiden, allein zu sein?

Es ist gesund, sogar wichtig, mit sich selbst allein zu sein. All die Reize, denen wir jeden Tag ausgesetzt sind, können dann besser verarbeitet werden. Auch zum Abbauen von Stresssymptomen ist das wichtig, ebenso für das Selbstbild. Wer nie mit sich allein ist, läuft Gefahr, sein Selbstbild durch andere definieren zu lassen. Sie können sich so viel besser, selbst entdecken, Ihren Rhythmus finden und nach diesem leben. Wer allein lebt oder zumindest regelmäßig Zeit allein verbringt, lebt automatisch weniger fremdbestimmt.

Nach dem Entschluss allein zu sein, kommt die Stille

Zu Beginn ist da erst mal eine ganz besondere Stille. Die einen empfinden sie als angenehme Ruhe, für andere ist sie buchstäblich zu laut. Das liegt daran, dass auf einmal die Geräusche um uns herum und unsere Gedanken viel lauter werden. Sonst werden diese von dem Zusammensein mit den anderen Menschen übertönt. Zudem hilft es, wenn Sie Ihrem Umfeld klarmachen, dass Sie sich in der nächsten Zeit etwas zurückziehen werden und Sie keinesfalls bemitleidenswert sind. Mitleid von anderen Menschen ist an sich nichts Schlimmes, es kann aber auch dazu führen, dass wir uns schlecht fühlen, obwohl es aus unserem Blickwinkel dafür gar keinen Auslöser gibt.

So können erste Schritte zum Alleinsein aussehen

Beginnen Sie unbedingt in kleinen Schritten, also mit Dingen, die einfach umsetzbar und leicht zu erreichen sind. Ihre Ansprüche können Sie dann von Mal zu Mal steigern. Hilfreiche Gehversuche in Richtung Alleinsein können folgende sein:

  • Sich auf eine Parkbank setzen und dort einen Kaffee trinken
  • das nächste Mal den Kaffee nicht mitnehmen, sondern direkt im Café oder beim Bäcker trinken und
  • nun mal versuchen, allein essen zu gehen.

Für die meisten wird das Trinken eines Kaffees im Park vielleicht gar kein so großes Problem sein, sich allein in ein Restaurant zu setzen, aber schon. Und genau darum geht es: Sich in kleinen Schritten voranzutasten, auszuprobieren, was geht und was nicht und sich nach und nach zu steigern. Dabei sind Stillstand oder Rückschritte vollkommen normal. Keiner kann Ihnen vorschreiben, dass Sie einen Schritt nicht mehrmals gehen oder Sie sich nochmal umdrehen dürfen. Das o liegt ganz allein Ihnen. Ein Vorteil vom Alleinsein ist, dass Sie niemand unter Druck setzen kann. Mit der Zeit wird Ihnen das Alleinsein immer leichter fallen und Sie werden es genießen können. Sie werden sehen, dass diese Momente sehr wertvoll für Sie und Ihre persönliche Entwicklung sind. Natürlich sind andere Menschen immer noch willkommen und wichtig, der Mensch ist ein soziales Wesen. Irgendwann finden Sie die für Sie optimale Balance zwischen Zeit mit sich selbst und sozialen Kontakten.