Angst vorm Alleinsein – Was ist eine abhängige Persönlichkeit?

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Frau B. möchte ihr Wohnzimmer umgestalten. Dazu braucht sie ein paar neue Gardinen, einen schönen Teppich und die alten Kissenbezüge auf dem Sofa müssen auch ausgetauscht werden. Eigentlich hat sie sich fest vorgenommen, mit dem Auto loszufahren und die Sachen zu besorgen. Doch ihr kommen Zweifel: Findet sie allein den Weg in die Stadt? In welches Geschäft soll sie gehen? Sieht das, was sie kauft, am Ende überhaupt gut? Was, wenn sie die falschen Dinge auswählt oder das Geschäft nicht findet? Ihr wäre viel wohler dabei, wenn ihre Tochter mitfährt. Sie ruft sie an und fragt, ob sie mit zum Shoppen kommen möchte. Am Ende sitzt sie im Auto der Tochter. Diese fährt ihre Mutter in die Geschäfte, sucht Sachen für sie aus, die ihr eigentlich gar gefallen, bringt sie danach wieder nach Hause und räumt mit ihr auch noch die Wohnung um.

Das Bild einer abhängigen Persönlichkeit

Im Beispiel aus der Einleitung wird das Bild einer abhängigen Persönlichkeit geschildert. Zum einen traut Frau B. ihren eigenen Fähigkeiten nicht. Obwohl sie ein ungefähres Bild davon hat, wie sie ihre Wohnung umgestalten möchte, kommen ihr Zweifel. Dabei misstraut sie nicht nur ihrem Dekorationstalent, sondern schmälert auch noch ihre Befähigung, sich ins Auto zu setzen und in die Stadt zu fahren. Sie vermeidet es, sich selbst in eine verantwortungsvolle Position zu begeben und wird mit der Aussicht darauf unsicher und unruhig. Als sie dann ihre Tochter um Hilfe bittet und ein Stück der Verantwortung in ihre Hände legt, fühlt sie sich wieder sicher.

Was sind die Merkmale einer abhängigen Persönlichkeit?

Bei Menschen mit einer abhängigen Persönlichkeit sind soziale Beziehungen der Dreh- und Angelpunkt. Es gibt meist nur sehr wenige davon, dafür sind diese dann aber von einem starken Abhängigkeitsgefühl geprägt. So wie bei Frau B. auch, haben diese Menschen einen ausgeprägten Drang, es ihren Mitmenschen recht zu machen. Frau B. haben die Einrichtungsstücke, die ihre Tochter ausgesucht hat, gar nicht so zugesagt, aber für sie würde es nie infrage kommen, das zu kommunizieren. Zum einen nicht, weil sie der Meinung der Tochter mehr vertraut, als ihrer eigenen und froh ist, die Entscheidung nicht selbst treffen zu müssen. Zum anderen, möchte sie ihre Tochter nicht vor den Kopf stoßen und in keinem Fall eine Diskussion oder gar einen Konflikt verursachen. Dieser könnte schließlich dazu führen, dass die Beziehung einen »Knacks« bekommt und das würde die Abhängigkeit von der Tochter gefährden. Das wäre fatal, denn Menschen wie Frau B. verfügen über einen unwiderstehlichen Drang, von anderen Personen umsorgt zu werden.

Zu dem Gefühl der Abhängigkeit kommen tief sitzende Ängste

Dass es nicht selbstverständlich ist, von anderen umsorgt zu werden, wissen auch die Menschen mit einer abhängigen Persönlichkeit. Daher manifestieren sich bei ihnen tief sitzende Ängste, von den wichtigsten Personen in ihrem Leben verlassen zu werden. Bei Personen mit einer abhängigen Persönlichkeitsstörung kann das sogar eine Panikattacke auslösen. Um ein mögliches Verlassenwerden zu vermeiden, nehmen sie jede Form der Kritik und Missbilligung hin. Sie sehen dies als Bestätigung ihrer eigenen Wert- und Hilflosigkeit an. Auch positive Rückmeldungen und Erlebnisse verdrehen sie häufig ins Negative. Immer wieder müssen sie sich selbst beweisen, dass sie allein nicht klarkommen. Häufig suchen sie sich unterbewusst und ganz instinktiv einen eher dominanten Mitmenschen als wichtigste Bezugsperson. Die Kombination aus unterwürfiger und tonangebender Person ist die beste Voraussetzung für eine langanhaltende Abhängigkeit. Solch eine Voraussicht minimiert die Wahrscheinlichkeit, letztendlich doch allein dazustehen.

Wann ist die Abhängigkeit pathologisch?

Führt der abhängige Persönlichkeitsanteil zu erheblichen Belastungen und Beeinträchtigungen im Alltag sowie im sozialen und beruflichen Bereich, wird von einer abhängigen Persönlichkeitsstörung gesprochen. Dasselbe gilt, wenn das Abhängigkeitsmuster dauerhaft und unflexibel auftritt oder körperliche Symptome hinzukommen.