Essstörungen verstehen: Wenn Essen zum Feind wird

Millionen von Menschen sind von Essstörungen betroffen. Obwohl es sich dabei um schwerwiegende psychische Erkrankungen handelt, werden Menschen, die darunter leiden, immer noch missverstanden und stigmatisiert. In diesem Ratgeber möchten wir Ihnen die verschiedenen Arten von Essstörungen vorstellen und Ihnen dabei helfen, dieses komplexe Krankheitsbild besser zu verstehen.

Was sind Essstörungen und welche Arten gibt es?

Unter einer Essstörung versteht man eine komplexe psychische Erkrankung, bei der die Essgewohnheiten gestört sind und unter Umständen ein verzerrtes Körperbild vorliegt. Betroffen sind Menschen in jeder Altersklasse und jeden Geschlechts. Es gibt vier Hauptarten von Essstörungen:

Anorexia nervosa (Magersucht): Menschen, die unter Magersucht leiden, haben krankheitsbedingt ein stark ausgeprägtes Bedürfnis danach, möglichst dünn zu sein und immer weiter abzunehmen. Für dieses Ziel hungern sie und leben im absoluten Kaloriendefizit. Infolgedessen nehmen sie dramatisch ab, sehen das selbst aber nicht. Magersüchtige leiden fast immer unter einer verzerrten Wahrnehmung ihres Körpergewichts und ihrer Körperform.

Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht): Die Bulimie ist der Magersucht ähnlich, denn auch hier ist die Verhinderung einer Gewichtszunahme beziehungsweise das Herbeiführen einer Gewichtsabnahme das oberste Ziel. Allerdings geschieht das nicht ausschließlich durch Hungern, sondern durch Episoden von übermäßigem Essen, gefolgt von Maßnahmen dies wieder ungeschehen zu machen. Diese Maßnahmen kennzeichnen sich unter anderem durch bewusst herbeigeführtes Erbrechen, übermäßige Bewegung oder den missbräuchlichen Gebrauch von Abführmitteln und Entwässerungstabletten.

Binge-Eating-Störung (Esssucht): Wer unter der sogenannten Esssucht leidet, bekommt regelmäßig Essanfälle. Hier werden in kürzester Zeit große Mengen an Nahrung zu sich genommen, um das Bedürfnis nach Essen zu stillen. Häufig erleben Betroffene dabei einen absoluten Kontrollverlust. Im Gegensatz zur Bulimie folgen auf diese Episoden jedoch keine kompensatorischen Maßnahmen.

Orthorexia nervosa: Hier liegt eine Fixierung auf gesundes Essen vor, die den normalen und gesunden Rahmen übersteigt. Die Folge ist, dass sich die Betroffenen nur noch mit dem Thema gesunde Ernährung beschäftigen und sich dadurch extrem einschränken. Das führt in manchen Fällen zu einer einseitigen Ernährung und zu einem Nährstoffmangel.

Wie lässt sich eine Essstörung erkennen?

Essstörungen sind nicht immer leicht zu erkennen, es gibt aber ein paar Anzeichen und Warnsignale. Dazu gehören zum Beispiel deutliche Veränderungen im Essverhalten. Fallen Ihnen strenge Diäten auf, die über einen längeren Zeitraum konsequent durchgezogen werden? Verweigert der Betroffene plötzlich bestimmte Lebensmittel oder ganze Mahlzeiten? Verschwindet er nach dem Essen auf die Toilette oder kommt es zu übermäßigem Essen beziehungsweise Essanfällen?

Ein weiteres Indiz ist das übermäßige Sorgen um das eigene Gewicht und Aussehen. Das kann sich durch häufiges Wiegen oder Maßnehmen, exzessives Kalorienzählen oder extremes Sporttreiben äußern.

Außerdem sollte auf körperliche Symptome geachtet werden, ein rapider Gewichtsverlust oder eine starke Gewichtszunahme, Schwäche, Müdigkeit, Herzprobleme oder eine unregelmäßige Menstruation können Anzeichen einer Essstörung sein.

Psychische Symptome sind zum Beispiel Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Angstzustände. Auch das soziale Verhalten ändert sich meist. So werden Mahlzeiten in der Öffentlichkeit strikt gemieden. Allgemein findet ein Rückzug von sozialen Situationen, die mit Essen zu tun haben, statt.

Wie können Sie Menschen mit einer Essstörung unterstützen?

Die Behandlung von Essstörungen erfordert oft einen ganzheitlichen Ansatz, der körperliche, psychologische und soziale Aspekte berücksichtigt. Es ist enorm wichtig, einen Arzt, Therapeuten oder eine spezialisierte Klinik aufzusuchen, um eine genaue Diagnose und einen individuellen Behandlungsplan zu erhalten. Infrage kommen verschiedene Therapieformen wie die kognitive Verhaltenstherapie (CBT), die dialektisch-behaviorale Therapie (DBT) oder auch Hypnosetherapie. Diese Therapien helfen den Betroffenen, negative Gedankenmuster zu erkennen und zu ändern.

Kombiniert wird das mit einer qualifizierten Ernährungsberatung, um eine ausgewogene Ernährung zu fördern. In einigen Fällen können Medikamente wie Antidepressiva oder Angstlöser verschrieben werden, um Begleitsymptome wie Depressionen oder Angstzustände zu lindern.

Der Austausch mit anderen Betroffenen kann sehr hilfreich sein. Selbsthilfegruppen bieten Unterstützung, Verständnis und eine sichere Umgebung, um über Erfahrungen zu sprechen.

Die Unterstützung durch Familie und Freunde ist enorm wichtig. Vor allem Einfühlungsvermögen und Geduld sind wichtig, denn die Heilung einer Essstörung ist ein langer Prozess.