Gesundheitswahn – wenn der Wunsch nach Gesundheit krank macht

Gesunde Ernährung, Alltagsoptimierung, Workout-Routinen, Gesundheitstrends und Co. Mittlerweile ist die Gesundheit für viele Menschen das Wichtigste und es gibt unzählige Seiten und Coaches, die uns präsentieren, wie wir gesund leben sollen. An sich ist das natürlich keine schlechte Entwicklung, denn es ist immer gut, wenn Menschen auf sich und ihre Gesundheit achten. Allerdings muss man auch aufpassen, die die Grenzen von Gesundheit und Exzess nicht verschwimmen. Das geht in den Zeiten des Internets und von Social Media aber recht schnell. Wir gehen dem Phänomen Gesundheitswahn einmal genauer auf die Spur.

Gesundheit als neuer Trend?

Fakt ist, es gibt eine gesellschaftlich zunehmende Obsession mit dem Thema Gesundheit. Während es früher noch "normal" war, etwas auf seine Gesundheit zu achten und da kaum jemand drüber sprach, hat es sich mittlerweile zur Religion unserer Zeit entwickelt. Sprechen wir heute von Gesundheit, geht es nicht mehr nur um die Abwesenheit von Krankheit, sondern um durchtrainierte Bodys, Superfood, Detox, Gymbesuche, Workout-Routinen und Co. Die treibende Kraft dahinter ist meist die Selbstoptimierung und der Wunsch, den perfekten körperlichen und mentalen Zustand zu erreichen. Auf den ersten Blick wirkt das vielleicht gesund und lobenswert, doch viele Menschen verlieren dabei den Bezug zur Realität. Gesundheit kann auch zu viel werden, vor allem, wenn sie zum Lebensinhalt wird. Sie tut dann Körper und Geist nicht mehr gut, sondern macht das, was Gesundheitsfanatiker um jeden Preis vermeiden wollen: Sie macht krank!

Wann spricht man vom Gesundheitswahn?

Das ist gar nicht so leicht zu definieren, weil allein schon der Begriff Gesundheit ein individueller Zustand ist. Zwar liefert die WHO eine Definition, doch diese geht über die bloße Abwesenheit von körperlichen, geistigen und seelischen Krankheiten beziehungsweise Gebrechen nicht hinaus. Dass auch ein gesunder Lebensstil mit in das Verständnis von Gesundheit hineinspielt, da sind sich wohl alle einig. Allerdings bedeutet das wieder für jeden etwas anderes. Bei vielen Menschen fängt es so an, dass sie mit einem bestimmten Zustand ihres Körpers und ihrer Gesundheit nicht zufrieden sind. So beginnen sie eine strikte Diät oder eine vermeintlich gesunde Ernährungsform, die nicht selten Instagram und Co. entspringen. Es werden dann viel Geld in Superfoods, Shakes und unzählige andere Gesundheitsprodukte gesteckt. Jeder Hersteller meint, sein Produkt ist das einzig wahre, um endlich abzunehmen und gesund zu leben. Bevor man sich versieht, baut man noch ein Produkt und noch ein teures Programm von einem Fitnessguru in seine Gesundheitsroutine ein. Zudem wird der eigene Körper getrackt und in messbare Werte geteilt, mit Zahlen und Statistiken verglichen und die Gesundheitsperfektion immer weiter vorangetrieben. Nicht selten verliert sich dadurch der Bezug zum eigenen Körper immer mehr, was der Gesundheit nicht förderlich sein kann.

Ernährung und Sport als wichtigste Säulen der Gesundheit

Die Ernährung ist die wichtige Säule, wenn es um das Thema Gesundheit geht. Allerdings ist sie auch ein umstrittener Punkt geworden, da die Menschen immer auf der Suche nach der einen perfekten Ernährungsweise zu sein scheinen. Was sind gesunde Lebensmittel? Was darf ich auf keinen Fall essen? Welchen neuen Ernährungstrend soll ich hinterherjagen? Leider suggerieren solche Trends, dass es die eine perfekte Ernährung für alle gibt. Allerdings stimmt das nicht, denn individuelle Bedürfnisse werden dabei meist außer Acht gelassen. Am Ende führt das zu einer einseitigen Ernährung oder zu einem verbissenen Essverhalten, was uns nicht gesünder, sondern eher kränker macht. Auch das Thema Sport spielt eine wichtige Rolle, wenn wir über den Gesundheitswahn sprechen. Natürlich ist Bewegung sehr gesund und hilft uns dabei, fit und mobil zu bleiben. Doch auch hier spielt das Maß wieder die entscheidende Rolle. Strenge Fitnessroutinen, fast unerreichbare Fitnessvorbilder und das permanente Vergleichen mit anderen, führen auf Dauer zu Stress und zu Frust. Mit spaßbringender Bewegung und ausgleichendem Sport hat das nichts mehr zu tun.