Lässt sich die Persönlichkeit eines Menschen ändern?

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Sich mehr zutrauen, auf andere Menschen zugehen können, weniger stressanfälliger sein: Wir alle wünschen uns, etwas an unserer Persönlichkeit ändern zu können. Fast niemand ist mit sich zu 100 Prozent zufrieden. Allerdings hört man immer wieder, dass sich die eigene Persönlichkeit gar nicht ändern lässt. Wir sind, wer wir sind, zumindest ab einem Alter von 30 Jahren. Dementgegen steht die Theorie, dass die Entwicklung der Persönlichkeit unser Leben lang gar nicht abgeschlossen ist. Was stimmt nun?

Ist die Persönlichkeit in Stein gemeißelt?

Wir alle bringen ein individuelles Set an Charaktereigenschaften und Wesensmerkmalen mit, die zum einen durch unsere Anlagen und zum anderen durch unsere Erfahrungen, die wir im Leben machen, entstehen. Allerdings bedeutet das nicht, dass wir nicht an uns arbeiten können. Bis zur Jahrtausendwende haben Psychologen/innen noch bezweifelt, dass die Persönlichkeit variabel ist. Sie hielten diese für unveränderlich, egal, was man erlebt und wie man lebt, man ist, wer man ist. So lautete damals das Credo und daran gab es nichts zu rütteln. Heute ist der Blickwinkel ein anderer und Experten/innen sind sich einig, dass das Wesen eines Menschen nicht in Stein gemeißelt ist. Vor allem das, was wir erleben, beeinflusst uns nachhaltig. Es entscheidet, wie wir langfristig denken, fühlen, Dinge interpretieren und handeln. Das Erlebte zwingt uns bestimmte Reaktionsmuster und Überlebensstrategien auf, die sich mit der Zeit immer mehr verfestigen und so unseren Charakter und unsere Eigenschaften verändern.

Ein Beispiel: Vielleicht waren Sie als Kind in der Schule weniger pflichtbewusst und strebsam, sondern eher nachlässig und vielleicht sogar ein richtiger Klassenclown. Als Erwachsener hat Sie das Arbeitsleben aber verändert, Sie sind viel gewissenhafter und verantwortungsvoller geworden. Das liegt daran, dass dieses Verhalten immer wieder aufs Neue begünstigt und belohnt wird, hinzukommt der soziale Druck, gute Arbeit zu leisten. Beides hat ihr Persönlichkeitsprofil verändert.

Persönlichkeitsentwicklung im Erwachsenenalter

Bei dem Beispiel haben wir einen großen Sprung, vom Kindesalter zum Erwachsenenalter gemacht. Doch auch jenseits der 30 kann das noch der Fall sein. Lebenserfahrungen, gesellschaftliche Normen und Ansprüche sowie soziale Kontakte verändern unseren Charakter auch noch über die Kindheit hinaus. Traumatische Erfahrungen können dazu führen, dass ein eigentlich lebensfroher und selbstbewusster Mensch plötzlich ängstlich und zurückgezogen lebt. Menschen, die oft als mürrisch und abweisend rüberkommen, können durch einen neuen Partner liebevoller und sozialer werden. Wer auf der Arbeit langfristigen Erfolg hat, kann selbstbewusster und mutiger werden. Zudem gibt es zahlreiche Strategien zur Persönlichkeitsentwicklung, die Sie in einem Persönlichkeitscoaching oder einer Psychotherapie erlernen können. Umfragen haben ergeben, dass fast jeder mindestens einen Aspekt seiner Persönlichkeit verändern möchte. Das geht allerdings nicht von allein, sondern ist harte Arbeit.

Eine 180-Grad-Drehung ist nicht möglich

Auch als erwachsene Menschen verändern wir uns noch, das heißt allerdings nicht, dass wir uns eine komplett neue Persönlichkeit zulegen werden. So wird ein introvertierter Mensch sich niemals zum Mittelpunkt jeder Party etablieren. Ein chaotischer und unordentlicher Mensch wird keinesfalls ein Ordnungsfanatiker oder ein Perfektionist werden. Die Persönlichkeit kann sich nur in einem gewissen Rahmen bewegen, aber keine vollständige Kehrtwende erfahren. Das funktioniert schon aus dem Grund nicht, dass ein Teil unserer Persönlichkeit genetisch bedingt ist. Menschen, die zum Beispiel schnell auf Stress reagieren, tun dies nicht nur emotional, sondern auch körperlich. Eine gewisse Sensibilität werden sie also nie ganz ablegen können. Es ist aber möglich, dass sie lernen, mit dem Stress besser umzugehen. Dass es bei der Persönlichkeitsveränderung durchaus Schranken gibt, ist wichtig zu wissen, um sich keine falschen Hoffnungen zu machen und unmögliche Ziele zu stecken. Ein guter erster Schritt ist es, sukzessiv Dinge in den Alltag zu integrieren, welche andere Persönlichkeiten, die Ihnen vielleicht besser gefallen, auszeichnen. Dabei dürfen Sie sich nicht übernehmen und sollten erst mal eine Kleinigkeit ausprobieren. Lässt diese sich gut in den Alltag einbauen, kann es durchaus möglich sein, dass sie irgendwann zur Gewohnheit wird.