Passiv-aggressives Verhalten in Beziehungen – Was steckt tatsächlich dahinter?

Es klingt zunächst etwas paradox: passiv-aggressives Verhalten. Ist Aggressivität nicht immer aktiv? Tatsächlich nicht, die passive Aggressivität kommt im Alltag sogar deutlich häufig vor, als die aktive Aggressivität. Vor allem hierzulande ist es (noch) nicht allzu üblich, seine Gefühlsregungen und Bedürfnisse offen zu zeigen. So gibt es zwar mittlerweile einen Anstoß in die richtige Richtung, dennoch behalten viele ihr Innerstes lieber für sich. Passiv-aggressives Verhalten hat vor allem ein Ziel: Den direkten Konflikt zu vermeiden. Was genau passive Aggressivität ist, woran Sie diese erkennen und was die Ursachen sind, verrät dieser Ratgeber.

Was ist passiv-aggressives Verhalten?

Menschen, die passiv-aggressiv kommunizieren oder handeln, tun dies subtil, indirekt und unterschwellig feindselig, ablehnend oder widerwillig. Der Ausdruck von Unzufriedenheit und Ärger geschieht nicht auf direkte Weise, sondern auf indirekte. Diese Form der Konfliktbewältigung kann in ganz verschiedenen Situationen auftreten, etwa in persönlichen Beziehungen und sozialen Interaktionen oder am Arbeitsplatz.

Beispiele für passiv-aggressives Verhalten

Anstatt den Unmut offen auszusprechen, versuchen Menschen, die sich passiv-aggressiv verhalten, dies indirekt. Dadurch möchten sie den frontalen Konflikt vermeiden. Es gibt verschiedene Ausdrucksweisen, um seinen Unmut passiv-aggressiv auszudrücken, etwa:

  • schmollen,
  • unversöhnliches Trotzverhalten,
  • Andeutungen machen,
  • Sarkasmus und Zynismus verwenden,
  • unterschwellige Bemerkungen fallen lassen,
  • Prokrastination (Aufgaben nicht erledigen, um Unzufriedenheit indirekt auszudrücken),
  • hintergründige Rache oder
  • Abgeben der eigenen Verantwortung (die anderen sind schuld).

Die Ursachen für passiv-aggressives Verhalten

Als Hauptursache für passiv-aggressives Verhalten lässt sich ein mangelndes Selbstbewusstsein nennen. Oftmals sind die betroffenen Personen konfliktscheu und möchten keine direkten Auseinandersetzungen riskieren. Sie gehen aufgrund ihres geringen Selbstwertgefühls eher davon aus, dass sie bei einer direkten Konfrontation eine Niederlage erleiden würden. Manche Menschen sind aber auch einfach extrem harmoniebedürftig oder sensibel und scheuen daher die direkte Konfrontation. Um all diese unangenehmen Situationen zu vermeiden, unterdrücken die Menschen ihre negativen Emotionen. Trotzdem braucht ihr Unmut ein Ventil, beziehungsweise sucht sich dieses. Häufig tritt ihre Unzufriedenheit zu einem späteren Zeitpunkt in Form von verbalen Spitzen, Seitenhieben, einem patzigen Tonfall oder auch nur einem leidigen Gesichtsausdruck zutage. Den eigentlichen Grund für ihr Unbehagen nennen sie dabei aber nicht. Hier sind noch einmal die Hauptursachen für passiv-aggressives im Überblick:

  • Angst vor Konflikten und Streit,
  • Suche nach Anerkennung,
  • Scheu, eigene Gefühle zu offenbaren,
  • hohes Bedürfnis nach Harmonie oder
  • Widerwillen gegen Verantwortung.

Die Gefahr von passiv-aggressivem Verhalten

Der Grat zwischen passiver Aggressivität und Selbst- und Fremdmanipulation ist sehr schmal. Zur Verdeutlichung ein Beispiel:

»Sie betrauen als Vorgesetzter einen Ihren Anstellten mit einer wichtigen Aufgabe. Aufgrund seines geringen Selbstbewusstseins traut er sich diese von vornherein nicht zu. Das wird er allerdings nicht offen und ehrlich kommunizieren, sondern das auf subtile Art und Weise zum Ausdruck bringen. So könnte er die Handlung extra langsam ausführen oder sich absichtlich ungeschickt anstellen. Dahinter versteckt sich der Versuch, Mitleid zu erhaschen und sich von der Aufgabe zu befreien beziehungsweise wohlgemeinte Helfer zu delegieren. Er manipuliert sowohl sein Umfeld, als auch sich selbst, da er sich von vornherein gar keine richtige Mühe gibt.«

Obendrein versuchen passiv-aggressive Menschen, ihren Mitmenschen ein schlechtes Gewissen einzureden und sie dazu zu bringen, sich bei ihnen (grundlos) zu entschuldigen. Viele passiv-aggressive Menschen nutzen ihr Verhalten als bewusste Manipulationstaktik und versuchen bei ihrem Gegenüber Schuld, Gewissensbisse, Ungeduld oder Mitgefühl auszulösen. Führt diese Manipulationstaktik schließlich mehrmals zum Erfolg, prägt sich diese bei den Betroffenen fest ein.

Wie geht man mit passiv-aggressiven Menschen um?

Das ist leider gar nicht so einfach, da dieses Verhaltensmuster sehr komplex ist. Die Voraussetzung ist, dass Sie die passive Aggressivität Ihres Gegenübers erst mal durchschauen. Ist Ihnen das gelungen, hilft es nur, sich nicht auf das Machtspiel einzulassen. So können Sie die verbalen Spitzen oder indirekten Anschuldigungen mit Humor nehmen oder mit Selbstironie reagieren, um dem Passiv-Aggressiven den Wind aus den Segeln zu nehmen. Signalisieren Sie Ihrem Gegenüber, dass Sie die Provokationen nicht beeindrucken!