Schwierige Mutter-Tochter-Beziehungen – das sind die Ursachen

Kaum eine Beziehung ist derart emotionsgeladen wie die zwischen Mutter und Tochter. Überraschend viele erwachsene Frauen haben kein gutes Verhältnis zu ihrer Mutter oder gar keinen Kontakt mehr. Doch warum ist das so? Was ist so schwierig an Mutter-Tochter-Beziehungen? Was unterscheidet sie von Vater-Tochter-Beziehungen oder zu Eltern-Sohn-Beziehungen? Dieser Frage auf den Grund zu gehen, ist gar nicht so leicht. Das liegt zum einen daran, dass alle Beziehungen und Menschen einzigartig sind. Dennoch gibt es einige Ansätze zur Ursachenfindung, die Sie in diesem Artikel erfahren werden.

Zunächst ist die Mutter das einzige Vorbild der Tochter

Sowohl Sohn als auch Tochter entwickeln sich erst einmal aus der Bindung zu der Mutter. Allerdings orientiert sich der Sohn dann mit drei, vier oder auch fünf Jahren am Vater. Für die Tochter bleibt „nur“ die Mutter als ihr wichtigstes weibliches Vorbild ist. Das heißt: Während dem Sohn eine neue Identitätsstruktur geboten wird, bleibt für die Tochter alle so wie es ist. Als Baby, als Kleinkind und als Schulkind gibt es nur die Mutter, bis dann die Pubertät kommt, indem der Individualisierungsprozess beginnt. Die Tochter möchte nun ihre eigene Identität finden und muss herausfinden, wer sie ohne ihre Mutter ist und worin sie sich von ihr unterscheidet! Plötzlich rücken andere weibliche Vorbilder in den Vordergrund und das ist für alle Beteiligten meist nicht so einfach. Vor allem für die Mutter ist das sehr schmerzhaft, doch eben zwingend notwendig für die Persönlichkeitsentwicklung der Tochter.

Die Pubertät muss ausgehalten werden

Oftmals hoffen die Mütter, dass es nach der Pubertät wieder anders wird und die Töchter zu ihnen „zurückkehren“. Allerdings passiert das in der Regel nicht. Stattdessen beginnt jetzt die wohl aufregendste Zeit im Leben, die erste eigene Wohnung wird bezogen oder zum Studieren in eine andere Stadt gegangen. Freunde, WGs und Liebesbeziehungen nehmen einen hohen Stellenwert ein, während die Eltern größtenteils nur noch Zuschauer sind. Das ist weder für die Mutter, noch für den Vater leicht. Doch Mütter haben damit meist etwas mehr zu kämpfen, da sie einst die wichtigste Identifikationsfigur für ihre Tochter waren. Häufig kommen dann unterschwellige Vorwürfe seitens der Mutter zum Vorschein, etwa, dass sich die Tochter nie meldet oder sie nur noch anruft, wenn sie etwas braucht.

Die Loslösung von der Mutter wird nicht selten als Angriff gewertet

Natürlich ist es schwer zu verstehen, warum die Tochter ihre eigenen Erfahrungen und Fehler macht, wenn es die Mutter doch besser weiß. Sie möchte ihr Kind davor bewahren, doch das stößt auf keinerlei Verständnis. Überdies ist ein häufig vorkommendes Phänomen die Übertragung. So überträgt die Mutter ihre eigenen Ängste und unerfüllten Wünsche auf ihre Tochter. Damit verhindert sie, überwiegend unbewusst, dass die Tochter ihre eigenen Interessen und Vorstellung selbstbestimmt durchsetzen und ausleben kann. Im Erwachsenenalter bringt das natürlich ein enormes Konfliktpotenzial mit sich.

So lässt sich das Mutter-Tochter-Verhältnis verbessern

Beide Seiten müssen versuchen, mehr Verständnis für die Rolle der anderen aufzubauen. Die Tochter kann versuchen zu verstehen, dass ihre Mutter auch nur eine Tochter ist und ihre eigenen Erfahrungen mit ihrer Mutter gemacht hat. Diese bringt sie ganz automatisch mit in die Beziehung zu ihrer Tochter hinein. Auf der anderen Seite muss die Mutter ihre Tochter als eigenständigen Menschen sehen, der keine Kopie von ihr ist. Sie muss ihre eigenen Erfahrungen machen, auch wenn es negative sind. Wichtig ist, einander keine Vorwürfe zu machen. Das heißt nicht, dass keine Kritik erlaubt ist, was aber auch einschließt, sich selbst kritisch zu reflektieren. Für die Tochter, aber auch für die Mutter ist es wichtig, sich abzugrenzen. Als Mutter dürfen Sie daher nicht den natürlichen Prozess der Loslösung manipulieren und als Tochter sollten Sie versuchen, ihre Grenzen auf eine respektvolle Weise zu kommunizieren. Am Ende ist die Kommunikation ohnehin der Schlüssel zum Erfolg.